Aktuell bei schönem Frühlingswetter wimmelt das Web mal wieder von Fotos von liegenden Pferden neben gerührten Pferdemädchen jeden Alters, die dies für die Krone des Vertrauens halten. Ich stelle mir die Frage, was denn genau Vertrauen zwischen Pferd und Mensch ist? Oft finde ich die Lesart, dass das Pferd angstfrei überall mit seinem Menschen hingeht und es ist oft impliziert, dass das Pferd auch tut, was man will. Auch schwierige Dinge. Was denkt wohl ein Pferd, wenn sein Mensch begeistert ist, wenn es sich hinlegt und mit Mensch liegenbleibt. Ist das einfach, den Menschen glücklich zu machen…? In der Regel sind es ja domestizierte Pferde, die mit Menschen aufgewachsen sind und hoffentlich in ihrer Box oder auf dem Auslauf keinen Grund haben, vor diesen Angst zu haben.
Was aber macht Vertrauen ist? Ist Vertrauen nicht gegenseitig? Und viel mehr? Ich bin auf der Suche danach und ganz am Anfang.
Ich reite meinen 4jährigen Quarter Luke seit ein paar Monaten, ganz wenig und vorsichtig. Er ist jung und ich bin alt. Er ist stark und beweglich und ich nicht. Ich bin auch nicht angstfrei. Vom ersten Draufsitzen an hatte ich die innere Gewissheit, dass er auf mich aufpasst (auch durch die wunderbare Tierkommunikatorin Karin, die uns begleitet). Ich versuche die Bedingungen günstig zu schaffen, wenn er z.B. grad Lust hat zum Hopsen und Quieken, dann reiten wir eben an den Tag nicht, sondern machen etwas, was Hopsen und Quieken ermöglicht. Ich bin allerdings, nur um es mal zu wissen, an dem Tag mit dem krassen Sturm in unserer (sehr lauten) Halle geritten - Luke lief ruhig und brav mit klenen Quiek-Anfällen, die supersüß sind.
Ich weiß, dass er auf mich aufpasst und reite entsprechend, so wie Susanne Meyer (Autorin des Buches über Mailo) das auch beschreibt: Ich sage Luke, worum ich ihn bitte und tue wenig obendrauf.
Ich reite noch am Halfter, es ist ein nach meinen Wünschen gefertigtes Halfter im Sidepullstil, aus Leder und weich gepolstert. Lenken ist aktuell ein kleines Thema, was laut Chiro auch körperliche Ursachen (geringfügig!) hat. Mein Sitz gibt auch oft falsche Impulse. Die Idee, im Gelände am Halfter zu reiten, ist zunächst nicht so angenehm Das Gebiss hasst er natürlich, ist ja auch unangenehm. Ich packe es alle paar Wochen mal für eine Minute drauf, damit er grundsätzlich dran gewöhnt ist. Dieser Tage habe ich mal versucht am LG-Zaum zu reiten. Luke lief super mies und das machte mich sehr nachdenklich. Hm.
Ist das ein Vertrauensbruch, dass ich doch ein Hebelchen einsetze? Fühlt sich für mich aktuell so an. Dass ich ihm eben doch nicht traue? Kann er mir denn vertrauen, wenn ich ihm nicht ebenfalls traue? Ein Pferd hat körperlich immer die Möglichkeit, einem in große Schwierigkeiten zu bringen… und Vertrauen und guter Wille des Pferdes spielt immer mit. Anders sind manche Leistungen von Pferden niemals zu erklären (Pferde im Krieg, Pferde mit sehr kleinen Kindern, etc.) Gewalt und menschliche Tücke und die unendliche Kooperationsbereitschaft des Pferdes sind leider auch bisweilen eine Erklärung, sie führt aber nie zu dauerhaften Ergebnissen.
Die Frage beschäftigt mich. Ich werde weiter am Halfter reiten. Wir werden sehen, wohin es uns führt. Das Vertrauen zwischen Luke und mir ist ein zartes Pflänzchen und ich möchte alles tun, um es zu pflegen. Die kleinen Schritte, in denen wir stets arbeiten, bleiben uns natürlich erhalten.