„Willst Du Dein Pferd jetzt umwerfen?“ fragen Bekannte irritiert, wenn ich erwähne, dass ich mich mit Aikido und Horsemanship befasse und dazu so oft ich kann, herumreise und Clinics bei Mark Rashid und Crissie McDonald besuche. Zusätzlich gehe ich zuhause zum Aikido, wenn es meine Rückenprobleme zulassen.
Mark hat in seinen Büchern im Grunde so viel zu dem Thema geschrieben, dass ich gewiss nichts Neues beitragen kann, außer vielleicht der Sicht des Schülers auf das Thema. Ich habe nach einigen Clinics Berichte für mich geschrieben, die kann ich gerne auch mal posten, wenn sie jemanden interessieren. Darüber hinaus gibt es ein paar Texte von anderen.
Ich hatte die Bücher von Mark gelesen und kam eines Tages auf die Idee, an einem solchen Seminar teilzunehmen. Seither finde ich dies extrem nützlich und die Kurse jedes Mal beeindruckend. Daneben macht es Spaß und ich habe das Glück, Kontakt zu einer Reihe von tollen Menschen zu haben, die sich ebenfalls damit befassen.
Was haben die beiden Themen gemeinsam? Im Aikido geht es darum, gut mit einem anderen Menschen umzugehen, der einen angreift, und die Situation zu einem harmonischen Ende zu bringen. Dazu benötigt man Wissen darüber wie man selbst und andere funktionieren. Man muss Ideen haben, wie man reagieren kann und diese entstehen aus unendlich viel Üben und dabei gewonnener Erfahrung. Man kann am besten agieren, wenn man zentriert ist und in Balance. Es gehört dazu, dass man ein paar Werte verfolgt, diese finden sich in den sieben Falten des Hakama, des traditionellen Gewandes, welches die fortgeschrittenen Schüler beim Aikido tragen. Man nutzt gute Beweglichkeit und arbeitet kontinuierlich daran. Ich bin gespannt, wie sich diese Sichtweise, die ich im Moment habe, durch weitere Beschäftigung ändert. Viel besser stellt dies natürlich Mark in seinen Büchern und seinem Blog dar. Aus Sicht des Aikido haben mir die Bücher von Stefan Stenudd vieles klarer gemacht. Mark berichtet in seinem Blog eine Episode mit einem weiteren großartigen Aikido-Lehrer. Sein Text darüber ist großartig: https://consideringthehorse.wordpress.com/2014/05/22/from-inside-out/ . Danach wird einem klar, dass Pferde ohnehin nach den Prinzipien agieren, die wir Menschen z.B. mithilfe von Aikido-Unterricht mühsam erlernen können. Insofern ist die kleine Grafik oben natürlich als Scherz zu verstehen.
Bis auf die Perspektive des Kampfes, die man beim Aikido ja nun nicht ganz wegdiskutieren kann, passt alles bestens auch auf die Beschäftigung mit Pferden. Man möchte mit einem anderen Wesen etwas in Harmonie tun. Im Grunde geht es beim Aikido darum, einen Kampf zu vermeiden. Das ist auch bei der Arbeit mit Pferden keine schlechte Idee. Mark Rashid zeigt in den Clinics deutlich, wie unterschiedlich es sich anfühlt, ob man jemanden dazu bringen will, etwas zu tun oder ob man ihm hilft, etwas zu tun. Es ist gut, sich daran zu erinnern, wenn man wieder dabei ist, sein Pferd dazu zu bringen, etwas zu tun…
Kurz zum Ablauf der Kurse: Man muss nicht besonders fit sein. Ich bin nicht jung und nicht besonders fit udn nicht eben idealgewichtig und habe bislang so gut wie nie eine körperliche Anstrengung gemerkt, außer bei den Aufwärmübungen. Mental ist es eher extrem anstrengend, man hat 4h am Tag und das reicht absolut. Ich bin oft nach 3h schon „durch“. Kann man die Erkenntnisse nutzen? Vieles spielt sich, wiederum ähnlich wie im Aikido, nicht im kognitiven Bereich ab und so ist eine Aussage hier nicht ganz einfach. Ich persönlich merke, dass sich mein Blickwinkel auf vieles, was mit der Beschäftigung mit meinem Pferd zu tun hat, ändert und ich erlebe dies als äußerst nützlich. Und ich merke (wie immer im Bereich Umgang mit Pferden), wie sehr ich am Anfang bin….
Mehr Ergebnisse sehe ich sogar in meiner professionellen Arbeit, die nichts mit Pferden zu tun hat. Wer will, kann gerne Links zu Kursberichten von mir und anderen bekommen.
Das regelmäßige Aikido bringt vieles, was nützlich ist: Man übt sich zu fokussieren, störende Alltagsgedanken auszublenden, Bewegungsabläufe zu lernen, ohne drüber nachzudenken und mit einem anderen Wesen so gut man kann umzugehen. Daneben steigert es die eigene Beweglichkeit und auch Falltechniken sind praktisch und hilfreich. Mir sind jedoch die erstgenannten Aspekte wichtiger… und ich bin gespannt, wohin mich dies noch führt. Auch hier bin ich gaaanz am Anfang und sicher jemand, die langsam lernt. Egal – jeder kleine Fortschritt zählt.